Einstmals waren es zwei getrennte Feiertage mit unterschiedlicher Gewichtung: Allerheiligen am 1. November, ein Hochfest der katholischen Kirche und am 2. November dann der Gedenktag für die anderen „armen Seelen“, die noch nicht ins Himmelreich eingegangen sind.
Zu Allerheiligen – das „Festum Omnium Sanctorum“ – ging man in die Kirche, ins Hochamt. Wenn man denn ging.
An Allerseelen – „Commemoratione Omnium Fidelium Defunctorum“ – traf man sich auf dem Friedhof, an den Gräbern seiner verstorbenen Angehörigen. Wenn man denn ging.
Auch in den streng katholischen Gegenden ist es inzwischen nicht allein nur für die Kirchenfrommen Brauch geworden, bereits am Nachmittag des Allerheiligenfestes gemeinsam auf den Friedhof zu gehen, Blumen und Gestecke auf den Gräbern niederzulegen, Kerzen zu entzünden und im Gebet der Verstorbenen zu gedenken.
Nur im streng katholischen Land war es einstmals opportun, gleich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu „feiern“.
Auch in unserem „strengst katholischen Land“, in Bayern, hatte man noch den vorausgehenden Reformationstag wenigstens zur Kenntnis zu nehmen. Beamte und öffentlich Bedienstete konnten sich da auch vom Dienst freinehmen.
Halloween, das angebliche „All Hallows Eve“, von hiesigen kulturlosen Befürwortern als „liturgischer Vorabend“ zu Allerheiligen schöngefärbt, hat man da noch nicht gekannt.
Dieser aus den USA herübergeschwappte Mumpitz und Konsumdreck hat im einstmals protestantisch dominierten Deutschland den Reformationstag aus dem Bewußtsein verdrängt.
Ausnahmsweise seinerzeit im Luthergedenkjahr vielleicht doch nicht?
Aber man glaubt es nicht! Eine vermeintlich ernsthafte Zeitung kam tatsächlich mit der Schlagzeile heraus: „Tanzverbot an Allerheiligen … : Wie lange gilt es in Bayern?“
Allerheiligen ist denn irgendwie anstößig, denn es wird, dort wo es gilt, gar von Staatsseite als „stiller Feiertag“ ausgewiesen.
Mehr „Stille Feiertage“, das wäre es, was vielen verordnet werden sollte: Den beruflich Gestressten mit Burn-Out, den Turbo-Vätern und -Müttern, den Geiz-ist-geil-Schnäppchenjägern und -Konsumenten; der ganzen Spaßgesellschaft und der von und mit dem Kitsch der Willkommenskultur besoffenen Betroffenheits-Community.
Aber dieses Jahr – und vielleicht auch noch in den nächsten Jahren – sorgen der Krieg und dessen Folgen bestimmt bei vielen für mehr „Einkehr“ und Besinnung.