Biedermann und die Brandstifter

Publiziert am November 22, 2015 von altmod – aktualisiert 25. August 2024

„Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch wurde 1953 zuerst als Hörspiel vom Bayerischen Rundfunk gesendet und erfuhr 1958 als Drama seine Erstaufführung am Schauspielhaus Zürich.
Die Parabel von Biedermann steht für die fatale Fähigkeit des Menschen, eine erkennbar drohende Gefahr auszublenden und dem eigenen Untergang mit offenen Augen entgegenzugehen. Der Biedermann lernt nichts aus seinen Beobachtungen, sondern verdrängt stattdessen aus Indulgenz und Trägheit seine notwendigen Einsichten.
Man findet im Netz zahlreiche Inhaltsangabe des Stückes. Hier eine etwas eingehendere, wie sie trefflich passend in dem Buch „Die Lust am Bösen“ von Eugen Sorg dort zu finden ist:

Seit einiger Zeit geht in der Stadt ein Brandstifter um, der sich als Hausierer ausgibt, sich Zugang zum Dachboden verschafft und dort sein Werk vollbringt. Die Polizei sucht immer noch vergeblich nach dem gefährlichen Pyromanen, als es an der Villa des Haarwasserfabrikanten Gottlieb Biedermann klingelt. Dieser öffnet dem großen, kräftigen Mann, der sich als Josef Schmitz, ehemaliger Schwergewichtsringer und Obdachloser vorstellt und klagt, von den Leuten als Brandstifter verdächtigt zu werden. Er appelliert an die Barmherzigkeit des Hausherrn, dieser möge ihm etwas zu essen und für eine Nacht Unterschlupf gewähren, und Biedermann, der soeben kaltherzig einen treuen Angestellten auf die Straße gestellt hat, sieht die Möglichkeit, sich als Menschenfreund zu präsentieren. Er überlässt Hausierer Schmitz den Dachboden seiner Villa. …
Im weiteren Verlauf versucht Biedermanns misstrauische Ehefrau, Schmitz wieder loszuwerden. Aber er weckt ihr Mitleid, indem er sich für seine ungehobelten Manieren entschuldigt, die Folge einer schweren Kindheit in Armut und Waisenhaus. Ein Kollege von Schmitz taucht auf, der elegante und redegewandte Wilhelm Eisenring, der sich als angeblicher Vertreter einer Feuerversicherung Zugang zum Haus verschafft. Auch er wird mit der Geschichte einer traumatisierenden Demütigung aufwarten. In seiner früheren Arbeit als Kellner habe er sich die vom Gansbraten Servieren fettigen Finger an den eigenen Haaren abwischen müssen, während die feinen Herrschaften Wasserschälchen benutzten.
Je zahlreicher die Hinweise werden, dass Schmitz und Eisenring die gesuchten Brandstifter sind, desto hartnäckiger sträubt sich Hausherr Biedermann, aus ihnen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Er trifft die beiden auf dem Dachboden inmitten von Benzinkanistern, die sie in der Nacht zuvor hin aufgeschleppt haben. Im selben Moment taucht ein Polizist auf, um ihm die Nachricht vom Selbstmord des gekündigten Angestellten zu überbringen. Als er die Kanister sieht, fragt er nach deren Inhalt. «Haarwasser», antwortet Biedermann, weil es in diesen Tagen verboten ist, Benzin im Estrich zu lagern, und der Polizist, der keinen Grund sieht, dem Fabrikanten nicht zu glauben, zieht wieder ab.
«Ein bisschen Vertrauen, Herrgottnochmal, muss man schon haben. Nicht immer nur das Böse sehen», gibt Biedermann den toleranten Zeitgenossen und belügt sich dabei selbst. Wie vor ihm seine Frau wollte auch er die beiden Dachbewohner wieder wegschicken. Aber sein schlechtes Gewissen respektive die Angst um sein Ansehen wegen des Suizids seines früheren Mitarbeiters, und noch viel mehr die Angst vor einem Brandanschlag der zwei Männer hindern ihn daran. Im Grunde weiß er mittlerweile, wer sie wirklich sind, und um sie milde zu stimmen, lädt er sie zu einem festlichen Gansbraten ein. Er biedert sich bei ihnen an und hofft, dass sie ihn verschonen.
Schmitz und Eisenring, die seine Angst genau registrieren, werden immer dreister. Sie beginnen offen von Zündkapseln und brennbarer Holzwolle zu reden und messen die Zündschnur aus, während Biedermann ihnen dabei hilft. Er redet sich ein, dass sie nur derbe Scherze treiben und lacht laut mit ihnen mit. Als man in der Ferne die Sirenen der Feuerwehr hört, atmet er auf. Gut, dass es nicht bei ihnen brenne, meint er, worauf Eisenring entgegnet, dies sei ihre Taktik. «Wir holen die Feuerwehr in ein billiges Außenviertel, und später, wenn’s wirklich losgeht, ist ihnen der Rückweg versperrt.» In einer Mischung aus Panik und Verblendung schiebt Biedermann den beiden eine Packung Streichhölzer zu. Er will ihnen den ultimativen Beweis seines Vertrauens in ihre Freundschaft demonstrieren, indem er sein Schicksal in ihre Hände legt. Die vorbehaltlose Unterwerfung soll ihn retten, und er merkt nicht, dass er mit dieser Geste bereits aufgehört hat zu leben. Schmitz und Eisenring verschwinden, und kurz daraufsteigen Flammen aus seinem Haus, und im Lärm explodierender Gasometer greift das Feuer auf die Nachbarshäuser über und brennt schließlich die ganze Stadt ab.

Die Meisten sahen damals den Stoff des Dramas als Menetekel für den aufkommenden Totalitarismus, zurücklegend den Nationalsozialismus, dann den Kommunismus; auch für den Umgang mit der Atombombe wurde das Schauspiel herangezogen. Der bedeutende deutsche Theaterkritiker Friedrich Luft sah die Parabel seinerzeit vielfach anwendbar:

„Man kann die Moral dieses Lehrstücks ohne Lehre auf die jüngste Vergangenheit anlegen. […] Oder man kann (und soll wohl) an die Brandstifter denken, die mit dem neuen großen Feuer, mit der Teufelsbombe kokeln. Wir dulden es. Wir sehen es mit an und finden viele Gründe, es zu tun. Aber die Lunte ist gelegt. Wehe! Oder man kann an die demokratische Duldsamkeit denken, mit der extreme Brandstifter biedermännisch von uns ausgehalten werden […] Aus Gründen der öffentlichen Gemütlichkeit schieben wir die Regungen einer besseren Einsicht einfach weg: Ist ja alles nicht so schlimm…“

Wen darf man heute als die Person des Biedermann identifizieren: Frau Merkel und ihre damals gesamte mitregierende Entourage, die Grünen, die Linken, die „Edelfedern“ der Presse, all die deutschen Gutmenschen insgesamt mit Ihrer Willkommenskultur: die ihre „Gäste“ wenn nicht zum Gansbraten so aber zu den Segnungen an den gedeckten Tafeln des deutschen Wohlfahrtsstaates und zum Verbleiben einladen.
Welch treffende Analogien, wenn Biedermann die „ungehobelten Manieren“ seines Gastes der misstrauischen Gattin gegenüber damit entschuldigt, dass sie die Folge einer schweren Kindheit in Armut und Waisenhaus seien. Da trifft sich die Entschuldigungskunst unserer Soziologen, Sozialpsychologen, Migrationsforscher usw., welche uns ihre von den Medien gepuschten, abstrusen und weltfremden Erklärungsmodelle für die Gründe von Terrorismus, Kriminalität und Delinquenz immer wieder verkaufen wollen.
In dem redegewandten angeblichen Vertreter der Feuerversicherung, dem Komplizen des Pyromanen, der sich ebenfalls Zugang zum Haus verschafft hat, mag ich unschwer die Vertreter der (noch) beschwichtigenden Islamverbände und unserer „christlichen“ Religionsvertreter erkennen.
Symptomatisch für die Beschwichtigungsmarotten der Medien und der Politiker angesichts der drohenden Gefahr ist doch dieser Satz von Biedermann passend: «Ein bisschen Vertrauen, Herrgottnochmal, muss man schon haben. Nicht immer nur das Böse sehen».

Ich will die Interpretation nicht weiter treiben. Ich empfehle, einfach nochmal das obige Exzerpt zu lesen.
Max Frisch hat sicher nichts von den heutigen aktuellen Geschehnissen geahnt: der obsessiven und aggressiven Ausbreitung der Ideologie des Islams in Verbindung mit einer Zuwanderung nie gekannten Ausmaßes. Der Schweizer Schriftsteller dürfte einer Einbeziehung der heutigen Geschehnisse in die Interpretation seiner Parabel sicher nicht widersprechen.
Frisch seinerzeit über seinen Protagonisten, in dem man unsere gegenwärige Gesellschaft wiedererkennt:

„Wenn Sie mich fragen, ich finde diesen Gottlieb keinen Bösewicht, wenn auch als Zeitgenossen gefährlich. Um ein gutes Gewissen zu haben – und das braucht er, um Ruhe zu haben –, belügt er sich halt. […] Gottlieb möchte als guter Mensch erscheinen. Er glaubt sogar, daß er das sei: indem er sich selber nicht auf die Schliche kommt. (…) Schlimm ist allerdings, daß auch die Nachbarn von Gottlieb Biedermann voraussichtlich zugrunde gehen: da hört die Komödie auf.“

“Biedermann und die Brandstifter” – (k)ein Thema für die „Berliner Schaubühne“ oder das deutsche “Regietheater” der Medien?

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3 Antworten zu Biedermann und die Brandstifter

  1. KW sagt:

    Ich muß sagen, wir alle müssen uns mit Gottlieb identifizieren, denn warum haben wir nicht früh genug den Grünen die Kante gezeigt? Man hielt sie für Spinner, als sie tönten, sie wollen noch mehr Ausländer hereinlassen, der Liter Benzin muß 5 DM kosten, Cohn Bendit von kleinen Kinder in seiner Kindergartengruppe laut träumte. Nun stehen wir genau da. Jeden Tag wird jemand von Fremden umgebracht, Pädophilie ist in den höchsten Kreisen erlaubt, siehe der unaufgeklärte Sachsensumpf unter De Misere und von den Benzin- und sonstigen Preisen muß man nichts mehr sagen.
    Auch „Der Besuch der alten Dame“ ist für die heutige Zeit hochaktuell. Ich mußte all diese Bücher lesen, weil sie Prüfungsstoff waren, denn in der dDR gab es die nicht. Heute liest man in der 10. Klasse wohl nur noch Comics, heruntergewirtschaftet wie das Bildungswesen durch die Grünen und all die Gutmenschen in den Parteien wurde.

    • altmod sagt:

      Ich heiße zwar Gottfried mit Vornamen, habe mich aber nie mit „Gottlieb“ identifiziert. Ich war 1980 in der SPD im Schweinfurter Land u.a.kommunalpolitisch aktiv. Auf einem Parteitag habe ich damals eindringlich vor den Grünen gewarnt und eine eigene Agenda verlangt. Da wurde ich von den dortigen Delegierten scharf abgemahnt, von Leuten, die dann bei den Grünen Karriere machten. Da war auch General Bastian im Saal, damals noch SPD-Mitglied. Der ging bald darauf zu Grünen, trat aus SPD und der Bundeswehr aus und wurde ein von der DDR gelenkter „Friedensaktivist“ (1992 beging er mit seiner Gefährtin Petra Kelly Doppelselbstmord). Ich weiß aus welcher Brühe die Grünen entstanden sind und habe diese nicht nur quasi religiös stimulierten Typen schon immer gehasst.

      • KW sagt:

        Gottlieb hieß, glaube ich, der Biedermann bei Frisch. Darauf nahm ich Bezug.
        Gottfried hieß einer meiner Urgroßväter und dessen Vater aus Ostpreußen. Dieser Urgroßvater heiratete die Tochter eines Bahnvorstehers, meine Urgroßmutter, die 9 Kinder hatte, vom Rechtsanwalt bis zum Piloten, die Mädels, wie meine Oma, besuchten das Lyzeum in Lötzen und heirateten Grundbesitzer. Das Kennenlernen besagter Urgroßeltern ereignete sich genauso romantisch wie bei Puschkins gleichnamiger Erzählung beschrieben, um literarisch zu bleiben. Ich las das gern im Original mit meinen Schülern und erzählte von meinen Urgroßeltern.
        Diese haben das furchtbare Ende von Preußen zum Glück nicht mehr erlebt.

        Wer an den Doppelselbstmord der beiden Grünlinge glaubt, glaubt auch, daß Uwe Barschel zu weit in der Badewanne herausgeschwommen ist.
        Ich habe auch mal an die Politik geglaubt, sogar mit Hinrich Rohbohm von der JF hier im Alten Land eine Partei gegründet, die aber nie spruchreif wurde. Christlich Freiheitliche Union. Das war 2009. Hinrich ist nach Berlin gezogen und ich hatte seinen Stammtisch in Hollenstadt übernommen und bis 2020 weitergeführt. Heute gehe ich zu keinen Treffen mehr, obwohl ich zu welchen hier in der Umgebung eingeladen werde. Aber da ist es so wie mit allen Telefonaten „Schön daß wir miteinander gesprochen haben“, man sitzt in derselben Blase und hat sich nichts Neues zu erzählen. Alles ist gesagt und alles gefragt.
        Ich sage dann lieber Gottfried oder Frieder als Herr Ebenhöh? Ich heiße Kersti wie bei meiner Adresse genannt, Gerhard, mein alter Bekannter aus dem CDU-Forum ist für mich ja auch schon lange der Gerd, wenn wir uns politisch auch etwas auseinanderentwickelt haben. Aber das ist in diesen irren und führerlosen Zeiten auch nicht verwunderlich.

        Ich habe übrigens oft an Biedermann und die Grünen gedacht. Es ist ja nicht so, daß sie uns ihre Gemeinheiten nicht vorher gesagt hatten. Ich glaube mittlerweile an alle ihre irren Voraussagungen. Die machen das wirklich. Oft wollen sie aber auch Angst erzeugen. Aber wer kann das auseinanderhalten?

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