„Jägerschnitzel“

Darf man das noch sagen – oder auch zubereiten?

Als ich diese Speisekarte – natürlich mit wohlwollendem Blick – sah, meldeten sich sofort meine Spötter-Hirnwindungen; oben, wo auch der Geist sitzen soll.

Darf man überhaupt noch „Jägerschnitzel“ anbieten?

Das Zigeunerschnitzel ist zu 99% von den Speisekarten verschwunden, Negerkuss oder Mohrenkopf gibt es doch auch nicht mehr?
Warum dann noch Jägerschnitzel?
Warum wehrt sich eigentlich der Jagdverband, bzw. die Jägervereinigung nicht gegen die oft recht geschmacklose Affiliation ihrer Profession?
Einschub: In Hessen wird als „Jägerschnitzel“ ein paniert gebratenes Stück Schwein, übergossen mit einer Pampe aus Fertigsauce mit Mehl und Champignons versetzt, angeboten – uiiih!
Wäre ich Jäger, ich würde den Gastwirt in seiner angebotenen Pampe ertränken!
Sind die Jäger nicht bei der vegan-grünen Moralelite geächtet?
Möchten sie doch den Wolf töten, das Kitz verspeisen und der Wutz ihren Lebensraum vermiesen.
Kein Kampf gegen das „Jägerschnitzel“?
Zu „Schnitzel“ verarbeiten würde man einen Jäger wohl nicht gerade (allenfalls „moralisch“). Das wäre doch „menschenverachtend“, denn auch der Jäger ist irgendwie „Mensch“..
Das „Jäger-Schnitzel“ ist also noch geduldet, wenn auch nicht „woke“.
Und demnach auch eine Botschaft der hierzulande Überlegenen an die Bauern, Hinterwäldler und andere Proleten „von der Peripherie“: „Fresst doch weiter euer „Jägerschnitzel“!


Ich koche leidenschaftlich gern, überwiegend Fleischiges. Hier mein Rezept für Jägerschnitzel – vielleicht korrekter gesagt „a la chasseur“ – auch wenn ich kein Jäger bin.

Altmods Jägerschnitzel:

6 Schnitzel vom Wildschwein à 50 g
250 g ?ilze (Steinpilze, Pfifferlinge oder gemischte Waldpilze)
1 Scheibe Schinkenspeck, gewürfelt
3 Schalotten, klein gehackt
1 Zehe Knoblauch, gehackt
250 – 400 ml Wildfond
1 EL Rotweinessig
125 ml Rotwein
250 ml Sahne
2 EL Preiselbeeren aus dem Glas
½ TL Wacholderbeeren, zerrieben
½ Bund Petersilie, glatt, fein geschnitten
2 Zweige Thymian
1 EL Butter
2 x 1 TL Mehl
Salz und Pfeffer
Butterschmalz

Die kleinen Schnitzel flach klopfen, pfeffern, salzen mit Mehl bestäuben und in Butterschmalz von jeder Seite maximal zwei Minuten anbraten. Dann herausnehmen und warm stellen.
In der Pfanne die Hälfte der Schalotten und den Speck andünsten. Mit Rotwein und Wildfond ablöschen, Rotweinessig und die Wacholderbeeren mit 1 Thymianzweigchen in einem Papier-Teebeutel als „Bouquet garni“ zugeben. Die Flüssigkeit um die Hälfte reduzieren lassen. „Bouquet garni“ entfernen. Sahne mit 1 TL Mehl gut vermischen und damit den Fond abbinden. Die Preiselbeeren unter die Sauce mischen.
Die restliche Schalotte in einer Pfanne mit Butter dünsten, Knoblauch und Pilze dazugeben und bei starker Hitze anbraten. Bevor die Pilze braun werden, die Pfanne vom Feuer ziehen und gezupften Thymian und Petersilie untermischen. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.
Die Schnitzelchen in der Sauce erwärmen und auf Tellern anrichten. Die Pilze darauf geben und servieren.
Dazu gibt es bei mir böhmische Knödel, oder auch mal fränkische „Backersla“.

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